So helfen wir

1 Region – 12 Herausforderungen

Unser Engagement ist längst über den anfänglichen Themenschwerpunkt der Tiergesundheit hinausgewachsen. Wir verfolgen eine ganzheitliche Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe und setzen uns als Antwort auf die vielen Herausforderungen für eine Vielzahl von Themen ein, die positiv auf das Leben der ostafrikanischen Landbevölkerung einwirken.

  • Tierwohl

    Die Tiere und ihre Haltung bilden in Ostafrika die Lebensgrundlage vieler Menschen. Der ganzheitliche Ansatz unserer Arbeit, mit dem Ziel die Gesundheit von Mensch und Tier zu stärken und eine intakte Umwelt zu schaffen, umfasst auch eine Verbesserung des Tierwohls. So stellt auch die von uns geförderte, offene Weidewirtschaft der Pastoralist*innen eine artgerechte Tierhaltungsform dar, die im Vergleich zu vielen konventionellen Stallhaltungsformen eine natürliche Verhaltens- und Ernährungsweise der Weidetiere erlaubt.

  • Anpassung an den Klimawandel

    Extreme Wetterereignisse wie Dürren und schwere Überschwemmungen sind in Ostafrika keine Seltenheit. Durch die Veränderung der klimatischen Bedingungen werden sie zunehmend häufiger und langwieriger. Die Steigerung der Widerstandsfähigkeit und Produktivität von Nutztieren durch veterinärmedizinische Unterstützung und effektive Wasser- und Futtervorratshaltung sind z. B. wichtige Maßnahmen in der Vorbereitung auf Dürreperioden.

  • Lebensmittelhygiene

    Für Pastoralist*innen sind tierische Produkte essenziell für ihre Ernährungssicherheit und Einkommenssicherung. Doch die vorherrschenden Bedingungen auf den Märkten, unter denen Fleisch, Milch und Eier erzeugt, verarbeitet und verkauft werden, sind oftmals nicht ausreichend hygienisch und begünstigen somit lebensmittelassoziierte Infektionen.

  • Ernährungssicherheit

    Konflikte, Flucht, Naturkatastrophen oder auch Tierseuchen sind oft Ursache für extreme Armut und Mangelernährung. Hier helfen wir Familien, die von akuter und auch
    chronischer Ernährungsunsicherheit betroffen sind durch die Versorgung mit Lebensmitteln oder Futtermitteln für ihre Tiere. Aber auch nach der Krise sind wir da, um beim Wiederaufbau zu unterstützen.

  • Veterinärmedizin

    In den Ländern Ostafrikas besteht ein großer Mangel an veterinärmedizinischem Fachpersonal, insbesondere in abgelegenen und wirtschaftsschwachen Gebieten.
    Aus diesem Grund stehen tiermedizinische Dienstleistungen im Fokus unserer Projekte. Um Pastoralist*innen großflächig unterstützen zu können, bilden wir auch lokale Tiergesundheitshelfer*innen aus. Diese schaffen den notwendigen Zugang zur veterinärmedizinischen Grundversorgung der Tiere und unterstützen uns u. a. mit Impf- und Entwurmungskampagnen, Behandlungen und der Erfassung und Meldung von Krankheiten.

  • Frauen stärken

    In Ostafrika sind Frauen in vielerlei Hinsicht benachteiligt, denn traditionelle Rollenbilder und gesellschaftliche Strukturen beschränken ihre Rechte und Freiheiten. Oft haben sie keinen oder nur einen rudimentären Zugang zu Bildung und deshalb kaum Möglichkeiten, ein eigenes Einkommen zu bestreiten. So sind sie meist abhängig von männlichen Familienmitgliedern.

  • One Health

    Gesunde Menschen. Gesunde Tiere. Gesunde Umwelt.

    Die Erde ist ein zusammenhängendes Ökosystem in dem alle Lebewesen, egal ob Mensch, Tier oder Pflanze, in Wechselwirkung miteinander stehen. Zuletzt zeigte uns die COVID-19-Pandemie, dass Krankheiten aus der Tierwelt die menschliche Existenz gefährden können. Genauso sehen wir, wie menschliches Handeln die Natur in vielfältiger Weise stört und wir unser Klimasystem destabilisieren und ungünstige Wetterphänomene wie Dürren und Unwetter zunehmen. Diesen Herausforderungen begegnen wir mit dem One Health-Ansatz: Gesunde Menschen. Gesunde Tiere. Gesunde Umwelt. Nur wenn die Tiere, mit denen die Menschen zusammenleben gesund sind, und nur wenn dieses Zusammenleben im Einklang mit der Natur erfolgt, hat globale Gesundheit eine Chance.

  • WASH (Water, Sanitation & Hygiene)

    Wasserknappheit ist eine der größten Herausforderungen für Pastoralist*innen. Daneben sind Hygiene und eine unzureichende Sanitärversorgung weitere Aspekte, die v. a. die Gesundheit der Menschen beeinträchtigt. Aufklärungskampagnen und Workshops zielen darauf ab, dass die Hygienebedingungen verbessert werden. Der Zugang zu Seife und Waschvorrichtungen sowie die Vermittlung von Wissen zum hygienischen Umgang mit Nahrungsmitteln haben zum Ziel, die Übertragung von Infektionskrankheiten zu verhindern. Infrastrukturmaßnahmen wiederum ermöglichen die Trennung der Wasserstellen und Schlafstätten von Mensch und Tier.

  • Friedensbildung

    Die Länder Ostafrikas sind geprägt von sozio-kulturellen und politischen Konflikten. Frieden und Stabilität sind wesentliche Voraussetzungen für eine dauerhafte, nachhaltige und wirksame Entwicklung in diesen Ländern, die unter anderem von Bürgerkriegen und Konflikten zerrissen sind. Deshalb verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz. Wir wollen nicht nur Leid lindern und Lebensbedingungen verbessern, sondern auch die Friedenskonsolidierung durch Aktivitäten fördern, die darauf abzielen, Konflikte, Ungerechtigkeiten und die Wahrung der Menschenrechte durch gewaltfreie Mechanismen zu lösen.

  • Bildung

    Der Zugang zu Bildung ist in den meisten Ländern Ostafrikas keine Selbstverständlichkeit. Deshalb ist der Auf- bzw. Ausbau von Fähigkeiten der Menschen ein wesentlicher Ansatz unserer Arbeit. Ziel ist es, sie alle, aber auch Institutionen, in die Lage zu versetzen, Herausforderungen selbst zu lösen – auch noch nach Beendigung eines  Projektes. Über Schulungen werden v. a. solche Kenntnisse vermittelt, die dafür eingesetzt werden können, Grundbedürfnisse zu decken und langfristig für (mehr) Einkommen für die eigene Familie zu sorgen.

  • Einkommenssicherung

    Vielen Menschen in Ostafrika fehlt ein gesichertes Einkommen. Besonders in Ausnahmesituationen, die etwa durch Dürre oder Flut, aber auch Konflikte und Vertreibung ausgelöst werden, ist eine sichere Einkommensquelle jedoch der Anker vieler Familien. Deshalb unterstützen wir Pastoralist*innen dabei, ihre Einkommensquellen zu diversifizieren, um unabhängiger von unvorhersehbaren Einflüssen wirtschaften zu können.

  • Umweltschutz

    Natur und Umwelt sind durch heutige Produktions- und Wirtschaftsformen stark bedroht, auch in den Ländern Ostafrikas. Um die Umwelt zu schützen, fördern wir den ökologischen Anbau und eine extensive, an die ökologische Situation angepasste Tierhaltung, die Verbesserung der Biodiversität, die Sicherung der genetischen Vielfalt und den Erhalt von Lebensräumen für Flora und Fauna.


© Henry Fuchs

Warum ist One Health relevant?

Die Erde ist ein zusammenhängendes Ökosystem in dem alle Lebewesen, ob Mensch, Tier und Pflanze in Wechselwirkung miteinander stehen. Zuletzt zeigten uns die Vogelgrippe, Ebola und die COVID-19-Pandemie, dass Krankheiten aus der Tierwelt die menschliche Existenz gefährden. Genauso sehen wir, wie menschliches Handeln, die Natur in vielfältiger Weise stört: wir bedrohen den Lebensraum von Wildtieren und Pflanzen, indem wir die Fläche für Landwirtschaft und Siedlungsbau immer weiter ausweiten. Wir destabilisieren unser Klimasystem und ungünstige Wetterphänomene wie Dürren und Unwetter nehmen zu. Das Artensterben schreitet mit beispielloser Verlustrate voran. Vielfalt ist allerdings wichtig, weil sie einen großen Einfluss auf die Stabilität der natürlichen Ökosysteme hat – etwa sauberes Wasser und Luft oder Nahrungsmittel.

Christian Griebenow, Managing Director, Tierärzte ohne Grenzen e.V.
© Tierärzte ohne Grenzen e.V.
Christian Griebenow, Managing Director, Tierärzte ohne Grenzen e.V.
© Tierärzte ohne Grenzen e.V.
„Viele neue Krankheiten entstehen bei Nutz- und Wildtieren. Diese Krankheiten bereiten insbesondere in Gegenden Probleme, wo Gesundheitssysteme unterentwickelt sind, es keine regelmäßigen tierärztlichen Kontrollen und Überwachung gibt. Das trifft auf die Fledermäuse in Wuhan genauso zu wie die Rinder in Südsudan. In Wuhan ist COVID-19 entstanden, im Südsudan grassiert das Rifttalfieber. Eine Seuchenkontrolle (also die Verhinderung von Pandemien) nach dem One-Health-Ansatz nimmt die menschliche, tierische und Umweltgesundheit in den Blick und sucht nach dem effizientesten und sichersten Weg, um die Anzeichen von Krankheiten in allen drei Bereichen frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. (1/2)“
Christian Griebenow
Managing Director, Tierärzte ohne Grenzen e.V.
(Berlin, Deutschland)
„Ein effektiver und sicherer Weg dies zu erreichen, ist nach dem One-Health-Ansatz die Tiere zu überwachen und wo möglich zu behandeln, um so die Wurzel einer Krankheit zu erkennen und das Infektionsgeschehen zu kontrollieren. Bei der Entstehung und Verbreitung von COVID-19 ist dies leider nicht gelungen. Beim Rifttalfieber - einer Zoonose mit pandemischen Potenzial - sind wir zusammen mit dem International Livestock Research Institute und dem Friedrich-Loeffler-Institut dabei, die Grundlagen dieser Krankheit zu erforschen und sowohl für die afrikanischen, als auch für die europäischen Staaten diese gefährliche Krankheit zu verstehen und am Ort des Entstehens zu bekämpfen. Denn wir alle haben spätestens seit COVID 19-verstanden: Pandemien kennen keine Grenzen! (2/2)“
Christian Griebenow
Managing Director, Tierärzte ohne Grenzen e.V.
(Berlin, Deutschland)

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Miriam Morhart

Referentin Humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit

miriam.morhart@togev.de