Frauen stärken
Frauen zu stärken, ist nicht nur am Weltfrauentag eines unserer langfristigen Ziele. Deshalb setzen wir in unseren Projekten auf Maßnahmen, die dazu beitragen, dass Frauen selbstbestimmt leben können.
Natürlich ist die Situation von Frauen in ostafrikanischen Ländern vielfältig und komplex. Fakt ist aber auch, dass sie – wie in vielen anderen Ländern und Regionen dieser Welt – in allen Lebensbereichen benachteiligt werden: Sie haben einen schlechteren Zugang zu Bildung und damit weniger Möglichkeiten, ein eigenes Einkommen zu bestreiten. Das führt sowohl zu einer stärkeren Abhängigkeit von männlichen Familienmitgliedern als auch zu einem erhöhten Risiko von Hunger und Armut betroffen zu sein.
Unser roter Faden zur langfristigen und nachhaltigen Stärkung heißt Bildung! Bildung gibt Frauen* die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten zu entwickeln, wirtschaftlich unabhängig(er) zu werden, ihre Rechte zu kennen und für sie eintreten zu können. Deshalb setzen wir in unseren Projekten auf die Vermittlung beruflicher und grundlegender unternehmerischer Fähigkeiten.
In Krisensituationen leisten wir außerdem humanitäre Hilfe, die immer auch Frauen als häufig besonders vulnerable Gruppe zugutekommt. So wollen wir sicherstellen, dass Frauen auch unter schwierigen Bedingungen die Ressourcen haben, um an Wirtschaft, Politik und Gesellschaft teilhaben und mitwirken können – denn nur so ist langfristiger Wandel möglich.
Sechs Länder – gleiches Ziel
Äthiopien
Fest verankerte patriarchalische Normen und Traditionen haben gravierende Auswirkungen auf das Leben von Frauen in Äthiopien. Sie bekommen selten die Möglichkeit auf Bildung und sind damit in hohem Maße von männlichen Familienmitgliedern abhängig. Kinderheirat und körperliche sowie sexuelle Gewalt sind weit verbreitet.
Doch der Widerstand gegen diese Lebensrealität vieler Frauen in Äthiopien wächst: Im äthiopischen Kabinett sind viele Frauen vertreten und vor allem junge und gebildete Frauen fordern laut ihre Rechte ein.
Frauen im Bereich Tiergesundheit
Um auch Frauen in ländlichen, weit abgelegenen Gegenden und traditionellen Zusammenhängen zu stärken, bilden wir in Äthiopien Frauen zu Tiergesundheitshelferinnen aus. Gerade in den von Landwirtschaft und Pastoralismus geprägten Teilen Äthiopiens ist ihr Wissen gefragt.
Mit der Unterstützung durch ToGeV können Frauen ein eigenes Einkommen erwirtschaften und ihr Ansehen in der Gesellschaft – samt Vorbildwirkung – stärken. Die von ihnen durchgeführten tiermedizinischen Behandlungen tragen zur Tiergesundheit und damit Ernährungssicherung bei.
Kenia
In Kenia ist der Alltag von Frauen trotz zahlreicher positiver rechtlicher Entwicklungen von Diskriminierungen geprägt. Dazu gehören Gewalterfahrungen genauso wie ein stellenweiser schlechterer Zugang zu Bildung. In ländlichen und von schweren Dürren oder massiven Überschwemmungen stark betroffenen Regionen stehen alle dort lebenden Menschen vor enormen Herausforderungen.
Deshalb leisten wir zum einen humanitäre Hilfe und unterstützen damit Haushalte, die besonders von Nahrungsmittelknappheit gefährdet sind. Dazu gehören immer Haushalte, die von Frauen aus verschiedenen Gründen allein geführt werden. Zum anderen führen wir Projekte durch, um Viehbestände zu schützen und so Ernährungsunsicherheit, die vor allem Frauen – sowie Kinder und Ältere – trifft, entgegenzuwirken.
Somalia
Fast drei Viertel der Menschen Somalias leben in pastoralen (Misch)Systemen von der Landwirtschaft. Die Versorgung der Familie mit ausreichend Nahrung und Wasser bestimmt deshalb den Alltag vieler somalischer Frauen. Die wenigsten haben eine Grundschule besucht oder Lesen und Schreiben gelernt. Genderspezifische Gesundheitsrisiken und Erfahrungen körperlicher oder sexueller Gewalt sind weit verbreitet; in Somalia ist weibliche Genitalverstümmelung eine weiterhin häufig vorkommende Verletzung von Frauenrechten.
Vor allem durch Frauen, die selbst von den Folgen weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind, entstehen Bündnisse, die durch Aufklärung und Engagement die Menschenrechte von Mädchen bekannt machen und schützen wollen.
Damit Frauen ihre Ressourcen auch auf politischer und gesellschaftlicher Ebene einbringen können, führen wir Projekte durch, die unmittelbar zur Stärkung und Resilienz beitragen. Beispielsweise realisieren wir in den Gemeinden Puntland und Jubaland Berufsausbildungsmöglichkeiten für Frauen und unterstützen die Gründung kleiner frauen-geleiteter Unternehmen.
Sudan
Im Sudan sind Frauen oft mit Herausforderungen wie geschlechtsspezifischer Diskriminierung, eingeschränktem Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung konfrontiert. Trotzdem spielen sie eine wichtige Rolle in der Gesellschaft, insbesondere in ländlichen Gebieten, wo sie oft für die Versorgung ihrer Familien verantwortlich sind. Um ihre Teilhabe am wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Leben zu stärken, setzen wir auch hier auf den Zugang zu Bildung.
Im Dorf Abonaema haben wir zum Beispiel 20 Frauen in der Produktion und dem Verkauf von Seifen geschult. So konnten wir einerseits den Zugang zu wichtigen Hygieneprodukten in den Gemeinden sicherstellen und damit der Übertragung von Krankheiten entgegenwirken. Andererseits hat das Engagement der Frauen zu einer positiven Wahrnehmung ihrer Arbeit beigetragen und die ihre Lebenssituation sowie die ihrer Familien zum positiven verändert.
Südsudan
Einerseits hat der lange Konflikt um die Unabhängigkeit vom Sudan dazu geführt, dass sich Frauen aktiv in der Friedensförderung engagiert oder männlich besetzte Aktivitäten, Berufe und Positionen eingenommen haben. Andererseits sind Frauen im Südsudan am stärksten von Mangelernährung betroffen und haben schlechtere Chancen auf eine gute Schulbildung. Zusätzlich sind sie genderspezifischen Gefahren ausgesetzt, wie etwa sexualisierte Gewalt oder fehlende gynäkologische Versorgung.
Wichtig zu wissen: Im Südsudan stammen 90% der Milch, die als Proteinquelle für die Gesamtbevölkerung eine wichtige Rolle spielt, aus pastoraler Haltung. Indem wir Frauen zu Tiergesundheitshelferinnen ausbilden, unterstützen wir ihre Möglichkeiten zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit und leisten einen Beitrag zur Gesundheit der für die Ernährungssicherheit so wichtigen Nutztiere.
Uganda
Die Gleichberechtigung von Frauen und Männern ist in Ugandas Verfassung festgeschrieben. Aber vor allem im ländlichen Raum ist die Lebensrealität von Frauen häufig noch von körperlicher und sexueller Gewalt geprägt. In pastoralen Gemeinschaften kommt oft eine zusätzliche Vulnerabilität aufgrund der harten Lebensbedingungen hinzu: 64 % der ugandischen Pastoralist*innen gelten als arm.
Eines unserer Projekte zielt deshalb auf die Stärkung des pastoralen Nutztiersektors ab. Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf der zunehmend problematischen Entstehung antimikrobieller Resistenzen. In vielen pastoralen Gemeinschaften wird der Einsatz von Antibiotika weder gezielt ausgeführt noch überwacht. Das „trial and error“ Prinzip führt zu einer Verringerung des therapeutischen Nutzens und fördert antimikrobielle Resistenzen.
Weil Frauen eine entscheidende Rolle in den landwirtschaftlichen Viehzucht- und Haltungssystemen spielen – etwa als Kleinviehhalterinnen oder durch ihre Beteiligung an der Aufbereitung tierischer Produkte für Endverbraucher*innen – sind sie sowohl eine wichtige Zielgruppe für Aufklärungskampagnen als auch ein entscheidender Faktor bei der Umsetzung bei der Bewältigung der Herausforderungen in den Bereichen Tiergesundheit, AMR, Lebensmittelhygiene und -sicherheit. Durch die Umsetzung geschlechtsspezifischer Ansätze in diesem Projekt fördern wir eine stärkere Beteiligung von Frauen an den Wertschöpfungsketten der Viehwirtschaft.
Die Situation von Frauen in ostafrikanischen Ländern ist vielfältig und komplex. Trotz Herausforderungen wie geschlechterbasierter Gewalt, eingeschränktem Zugang zu Bildung und ungleichen Arbeitsmöglichkeiten zeigen Frauen in Ostafrika Widerstandsfähigkeit und Entschlossenheit, ihr Leben zu verbessern und für ihre Rechte einzutreten. Es ist wichtig, ihre Stärken und Errungenschaften anzuerkennen und sie als aktive Akteurinnen in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe zu unterstützen, um eine gerechtere und inklusivere Gesellschaft zu schaffen – nicht nur am Weltfrauentag!
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